Lernen von der Pike auf
Alex Pernstich ist ausgebildeter Fruchtsafttechniker und durchläuft derzeit die Ausbildung zum „Geprüften Industriemeister – Fachrichtung Lebensmittel“. Ein Portrait eines jungen Mitarbeiters von VOG Products, der von der Pike auf gelernt hat, wie man meisterhaft Apfelsaft produziert.
Man nehme je einen Messbecher Physik, Mathematik und Chemie, mische einen Löffel technisches Know-how dazu, verfeinere das Ganze nach Belieben mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit und dekoriere es mit etwas Liebe zu süßen Früchten. Das Ergebnis ist ein ebenso seltener wie vielseitiger Beruf im Lebensmittelbereich: der Fruchtsafttechniker. Alex Pernstich ist ausgebildeter Fruchtsafttechniker und einer der wenigen Südtiroler, der zusätzlich eine Ausbildung zum Geprüften Industriemeister in der Fachrichtung Lebensmittel durchläuft. Der 25-jährige Traminer verantwortet die Produktionsplanung und arbeitet direkt mit dem Werksleiter von VOG Products zusammen. Das Unternehmen mit Sitz in Leifers ist das größte Obstverarbeitungsunternehmen der Region, bestehend aus 17 Mitgliedsgenossenschaften sowie drei Erzeugerorganisationen aus Südtirol und dem Trentino.
Schritt 1: Ausbildung zum Fruchtsafttechniker
Bei VOG Products ist Alex‘ Begeisterung für den Apfel gewachsen. Der Absolvent der Landwirtschaftlichen Fachoberschule in Auer nahm das Angebot des Unternehmens gerne an, als Mitarbeiter die Ausbildung zum Fruchtsafttechniker im deutschen Geisenheim zu absolvieren. Diese dreijährige Ausbildung findet im Blockunterricht statt und vermittelt neben Grundlagenwissen für die Herstellung von Frucht- und Gemüsesäften sowie Konzentraten und anderen Fruchtprodukten auch wichtige Fächer wie Qualitätssicherung und -kontrolle, Hygiene oder Umweltschutz. „Der spannende Teil des Unterrichtes fand aber im Labor und in den Schulungsräumen der Universität von Geisenheim statt“, erinnert sich Alex Pernstich. Dort lernen die angehenden Fruchtsafttechniker in der Praxis, wie ein Qualitätsprodukt hergestellt wird. Welche Enzyme beeinflussen die Früchte auf welche Art? In welcher Menge werden Schönungsmittel bei welchen Temperaturen wie eingesetzt, damit der Saft bei der Lagerung nicht eintrübt? Wie kann die Haltbarkeit von Fruchtsaft optimiert werden? Das sind nur drei von vielen Fragen, die im Praxisunterreicht beantwortet werden.
„Jede Frucht und jede Sorte wird anders verarbeitet, um ein optimal veredeltes Produkt zu erhalten“, beschreibt Alex Pernstich die Komplexität der Materie. Man möchte meinen, dass sein Interessensschwerpunkt bei der Ausbildung aufgrund seiner Südtiroler Herkunft nur auf Äpfeln gelegen hätte. Doch das stimmt nicht. „Den allergrößten Anteil an der Rohware von VOG Products machen zwar die Äpfel der rund 6.000 Obstbauern aus der Region aus. Aber auch Birnen, Kiwi, Pfirsiche, Aprikosen und Kirschen werden von uns zu Säften, Konzentraten und Püree verarbeitet.“ Deshalb war es für ihn in seiner Ausbildung wichtig, eine breite Frucht- und Produktpalette kennenzulernen.
Schritt 2: Ausbildung zum Industriemeister
Je mehr sich Alex Pernstich in die Materie stürzte, desto größer wurde sein Wunsch, den nächsten Schritt zu machen. VOG Products ermöglichte ihm daraufhin auch die Ausbildung zum „Geprüften Industriemeister – Fachrichtung Lebensmittel“, die in Gräfelfing (bei München) stattfindet. Jetzt geht es nicht mehr allein um Produkt- und technisches Know-how, sondern der Südtiroler lernt auch, wie man ein Unternehmen führt, vom Personalmanagement über die Betriebswirtschaftslehre bis zur Prozessoptimierung. „Es ist eine 360-Grad-Ausbildung“, sagt Alex Pernstich.
Alex Pernstich ist für die Produktionsplanung verantwortlich. Mit dem Ziel, den Betrieb wirtschaftlich voranzubringen, beschäftigt er sich auch intensiv mit den Bereichen Innovation, Digitalisierung und Automatisierung und hat daher z.B. die technische Projektleitung der Implementierung eines Smart Factory-Systems übernommen.
Internationale Konzerne von Weltmarktgröße zählen zu den Kunden von VOG Products, und diese sind ein garantierter, jedoch auch ein anspruchsvoller Abnehmer von Qualitätsprodukten. Diese Herausforderung „und die Tatsache, am Ende eines komplexen Arbeitsprozesses ein gesundes und geschmackvolles Produkt in den Händen zu halten“ motivieren Alex Pernstich in seinem Beruf.
Die Ausbildung in Kürze
- Die Ausbildung zum Fruchtsafttechniker in Geisenheim im Rheingau dauert drei Jahre – mit monatlichem Blockunterricht und viel Praxis an der Universität von Geisenheim. Die Teilnehmer lernen alle wichtigen Schritte zur Herstellung von Obst- und Gemüsesäften, Fruchtzubereitungen und Fruchtgetränken kennen.
- Die Ausbildung zum „Geprüften Industriemeister – Fachrichtung Lebensmittel“ dauert dagegen zwei Jahre. Dabei findet die fachübergreifende Basisqualifikation in dreizehn Präsenzterminen zu je 5 Tagen und die handlungsspezifische Qualifikation in drei Blöcken von ca. jeweils 1,5 Monaten statt. Der Meisterkurs bereitet zusätzlich auf Sach-, Organisations- und Führungsaufgaben in Betrieben vor.