Bioland ist mehr als EU-Bio

Mit einem handschriftlichen Vertrag wurde 1991 von gezählten 10 Obstbauern Bioland Südtirol gegründet, um sich in einem Verband zu organisieren und um ihre landwirtschaftliche Produktion nach Bioland-Kriterien auszurichten. Heute ist der Südtiroler Landesverband mit rund 1000 Mitgliedern aus allen Betriebsschwerpunkten (Obstbau, Viehwirtschaft, Weinbau, Gemüsebau, Ackerbau, Imkerei und Sonderkulturen) der drittgrößte Landesverband in der großen Bioland-Familie.

Was zeichnet Bioland aus? „Bioland ist mehr als EU-Bio“, erklären Martina Frapporti und Rudger Seidel, Ökologieberaterin und Obstbaukoordinator von Bioland Südtirol. Der Bioland Verband ist privatrechtlich aufgestellt. Die EU-Bio-Verordnung (848/2018) dient dabei als Grundlage, die Mitglieder von Bioland halten sich aber an zusätzliche eigene und strengere Richtlinien. Wer sich für Bio entscheidet, sagt gleichzeitig Nein zu Gentechnik, Massentierhaltung, chemisch-synthetischen Stickstoff-Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Bioland Bauern und Bäuerinnen stehen zusätzlich für noch strengere Standards, wie z.B. für eine gesamtbetriebliche Umstellung, eine Biodiversitäts-Richtlinie, einen begrenzteren Einsatz von Kupfer (3kg/ha und Jahr) und die ausschließliche Verwendung von Kraftfuttermitteln aus Bioland-Erzeugung.

„Im Gegensatz zu EU-Bio gilt bei Bioland nur die gesamtbetriebliche Umstellung auf die Bioland-Richtlinien. Teil-Umstellungen werden nach Ablauf der Umstellungszeit nicht akzeptiert“, so Frapporti. Der Hintergrund ist klar: Bioland steht für ein Wertesystem, das für das gesamte landwirtschaftliche Unternehmen gilt, nicht nur für Teilbereiche. Dabei setzen die Produzenten auf sieben Prinzipien (s. Kasten).

Neue Bioland-Biodiversitäts-Richtlinie

Derzeit stellen die Südtiroler Bioland-Produzenten auf die neue Bioland-Biodiversitäts-Richtlinie um. Dabei müssen alle Produzenten ein Mindestmaß an Biodiversitäts-Leistungen erfüllen, um die Marke Bioland nutzen zu dürfen. Auf Basis des Erhebungsbogens Lebensraum Landwirtschaft (ELLA) werden die Daten erhoben und schließlich bepunktet. „Durch die Bepunktung ist gewährleistet, dass es je nach Betrieb verschiedene Lösungen für Biodiversitätsmaßnahmen geben kann. Jede landwirtschaftliche Fläche ist ein Ökosystem, das über die betrieblichen Entscheidungen beeinflusst wird“, erklärt Frapporti. „Ziel ist es immer, ein Gleichgewicht zu schaffen – dabei gibt es keine Standardlösungen für alle Betriebe. Auch unsere Beratung ist daher sehr individuell“, ergänzt Seidel.

Bioland Südtirol ist die politische Vertretung für seine Mitglieder in Südtirol, steht den Produzenten in der Umstellungsberatung, der Fachberatung Ökologie und für die Weiterbildung zur Seite. So werden Flurbegehungen, Workshops sowie die jährlichen Umstellungskurse organisiert.

Die Kontrolle zur Einhaltung der Bioland-Richtlinien wird zusätzlich zur Standard-Biokontrolle gemacht, die von unabhängigen und anerkannten Kontrollstellen durchgeführt werden.

Nicht nur die Produzenten – auch Verarbeitungs-Unternehmen wie VOG Products – verfügen übrigens über die Bioland-Zertifizierung. Für Verarbeiter gelten strenge Richtlinien, wie z.B. eine klare Produkt-Kennzeichnung einzuhalten oder die Verunreinigung durch Schadstoffe und Rückstände zu verhindern. Gemäß dem HACCP-Konzept besteht daher ein Programm zur systematischen Schadstoffüberprüfung. Nicht zuletzt stellt VOG Products als Verarbeiter sicher, dass die Rohwarenlieferanten jederzeit identifiziert werden können (Rückverfolgbarkeit).

Anmerkung: Neben Bioland-Ware verarbeitet VOG Products im Bio-Bereich auch Demeter- und Naturland-Ware