„Bio-Apfelsaft ist längst keine Nische mehr“
Südtirol ist seit vielen Jahren der größte Bio-Apfelanbieter in Europa. Darum haben sich die angelieferten Mengen auch beim Obstverarbeiter VOG Products in Leifers in drei Jahren mehr als verdreifacht. „Der Biomarkt für Apfelsäfte und Apfelpürees ist längst aus einer Nische herausgewachsen“, sagt Martin Bristot, der bei VOG Products als Senior Key Account Manager mit dem Schwerpunkt Bio tätig ist.
Martin, welche aktuellen Trends und Entwicklungen beobachtest Du am internationalen Biomarkt?
Europaweit, aber vor allem in Südtirol wächst das Angebot an Bio-Äpfeln exponentiell. In unserem Werk in Leifers erhalten wir heute mehr als dreimal so viel Bio-Rohware als noch vor drei Jahren. Das ist ein sehr positiver Trend, denn nachhaltiger Anbau bedeutet Verzicht auf eine Vielzahl von Pestiziden.
Was lässt sich in den Supermärkten beobachten?
Derzeit springen große Discounter auf den Bio-Zug auf. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, einen gewissen Prozentsatz von ihrem Sortiment auf Bio umzustellen. Wir sehen das vor allem in Deutschland, aber auch in Frankreich, Österreich und in den nördlichen Ländern. Dieser Trend geht leider zulasten von klassischen Bioläden und Premium-Shops, die vielfach schon seit vielen Jahren auf Bioprodukte setzen.
Gibt es innerhalb von Bio Unterschiede?
Absolut. Demeter und Bioland setzen auf noch strengere Regeln als jene, die in der EU-Bioverordnung festgelegt sind. Dies ist z.B. in Deutschland, dem wichtigsten Apfelsaft-Markt, eine absolut wachsende Nische – hier nehmen die nachgefragten Mengen deutlich zu. VOG Products ist Bioland- und Demeter-zertifiziert, bzw. ein Teil unserer Lieferanten liefert Bioland- und Demeter-Ware. Dabei handelt es sich um Ware unserer Mitglieder. Diese Qualitätsaspekte in Kombination mit der Herkunft aus Südtirol ist für viele Käufer ein wichtiges Thema und in der Corona-Zeit noch wichtiger geworden.
Welche Kundensegmente sind am stärksten am Thema Bio interessiert?
Das sind vor allem die jüngeren Generationen, wie zum Beispiel Mütter, die Bio-Babyfood kaufen. Aber auch die „Bio-Pioniere“ – d.h. Konsumenten, die bereits seit 20 Jahren Bioprodukte kaufen, sind und bleiben überzeugte Käufer von Bio-Produkten.
Ist der Golden Delicious immer noch der klassische Südtiroler Bio-Apfel?
Ja – die Golden Delicous stellen bei uns nach wie vor die größten Mengen an Bioware. Dann folgen Gala und in jüngster Zeit auch neue Sorten wie Pinova, Kanzi, Jazz, Bonita oder Ambrosia.
Ist Bio-Apfelsaft immer noch ein Nischenprodukt oder längst nicht mehr?
Der Markt ist mittlerweile zu groß geworden, um ihn als Nische zu bezeichnen. Die gesamte italienische Apfelernte beträgt rund 2,2 Millionen Tonnen – davon rund 200.000 Tonnen Bioqualität. In Südtirol sind mehr als 10% der Ernte Bio-Äpfel; Biosüdtirol und Bio Vinschgau sind mittlerweile die größten Bioproduzenten in Europa. Wir von VOG Products beziehen unsere Bio-Ware ausschließlich von unseren Mitgliedern. Entsprechend hoch ist die Anlieferung von Bio-Äpfeln in unserem Werk in Leifers bzw. die Produktion. Das hat uns weltweit zum größten Bio-Produzenten von Apfelsaft, Konzentrat und Püree an einem Standort gemacht.
Was ist in Sachen Bio-Produktsortiment derzeit der Renner?
Pürees für Babyfood sind immer sehr gefragt – sie werden von unseren B2B-Kunden oft mit anderen Obstpürees gemischt. In Frankreich sind Trinkbeutel, die so genannten „Quetchies“ derzeit der Renner: Sie beinhalten ein dickflüssiges Püree, das als Zwischenmahlzeit verzehrt wird. Ein interessanter Trend ist in Italien zu beobachten: Hier geht der Trend vom Balsamico hin zum Apfelessig – dafür verwenden viele Hersteller unser Konzentrat. Und noch eine Überraschung: Die Zuckerdebatte in Europa führt dazu, dass statt Zucker jetzt vielfach Fruchtsüße verwendet wird. Konfitüren-Hersteller, Fruchtriegel-Produzenten oder Bäckereien greifen daher gerne auf unser Biokonzentrat zurück.
In welche Richtung wird die künftige Entwicklung gehen?
An kaufkräftigen Exotenmärkte in Asien oder auch in den USA herrscht ein hohes Biobewusstsein. Ich denke, dass von dort in den nächsten Jahren ein weiterer Nachfrageschub kommen könnte.
Insgesamt ist das Thema Bio jedoch stark von der Entwicklung am Frischmarkt abhängig und von der Entscheidung der Bauern, ob sie Bio- oder konventionelle Ware produzieren wollen. Wir werden jedenfalls zusammen mit unseren Mitgliedern den von ihnen eingeschlagenen Weg gehen.